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ATEMLEHRE

AFA/BVA®-ATEMTHERAPIE | PHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN | ATEM | ATEMBEWUSSTHEIT | INNERER ATEM | ENTWICKLUNGSWEG | ÄUSSERER ATEM | LITERATUR/LINKS

AFA/BVA®-Atemtherapie

Der Doppelverband AFA/BVA® (Arbeits- und Forschungsgesellschaft für Atemtherapie und Atempädagogik® e.V. / Berufsverband für Atempädagogik und Atemtherapie) wurde 1958 gegründet und ist die größte berufs-ständige Organisation der AtempädagogInnen und AtemtherapeutInnen im deutschsprachigen Raum. Unter dem Dach der AFA befinden sich zurzeit zwölf Fachschulen, die sieben Methoden repräsentieren.

Die von mir vorgestellte Atemlehre basiert auf dem Konzept von Irmela Halstenbach (geb.1931), deren tiefenpsychologisch orientierte Atemlehre aus der von Cornelis Veening (1885 – 1976) hervorging. Des Weiteren arbeite ich nach der Atemlehre auf der Basis des zugelassenen Atems, welche auf Ilse Middendorf (1910-2009) zurückgeht. Sie entwickelte ihre Methode des „Erfahrbaren Atems“ aus der Reformgymnastik.

Die genannten Atemlehren setzten am autonomen Atemgeschehen an. Sie befassen sich mit dem Atem im fließenden inneren Kreislauf des Zellatems (Innerer Atem / Cornelis Veening), bzw. dem Atem im äußeren Rhythmus des Lungenatems (Äußerer Atem / Ilse Middendorf).
Die AFA/BVA®-Atemtherapie spricht den Menschen auf der körperlichen, psychischen und spirituellen Ebene an. Sie ist überwiegend eine ressour-cenorientierte und gesundheitsfördernde Methode im Sinne der Salutogenese nach Aaron Antonowsky (1923 – 1999). Die Atemtherapie setzt am vorhandenen gesunden Kraftpotenzial an, fokussiert daher nicht in erster Linie die Behebung eines Krankheitssymptoms oder eines Prob-lems. Die Atemtherapie unterstützt die Fähigkeit zur Homöostase, d.h. zur umfassenden körperlichen Fähigkeit ein schwankendes inneres Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.

Die Entwicklung
der Atemlehre im deutschsprachigen Raum

Der Niederländer Cornelis Veening (1885 – 1976) schuf bereits Mitte der vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine eigene Atemlehre, die auf dem Zugang zum unwillkürlichen Atemfluss beruht. Inspiriert von westlicher Tiefen-Psychologie und östlicher Körperlehre, ist seine Atem-lehre im westlich europäischen Kulturraum verwurzelt. Sie ist auf Men-schen zugeschnitten, die geprägt durch unser überwiegend naturwissen-schaftlich und materialistisch ausgerichtetes Weltverständnis, den Wunsch haben, umfassendere kollektive kulturelle Werte zu kultivieren und sich im ganzheitlichen Sinn persönlich zu bilden und weiterzuentwickeln.
Die Entwicklung der Atemlehre durch den Sänger Cornelis Veening voll-zog sich in naher Verbindung zur Analytischen Psychologie C. G. Jungs. Künstler wie Psychiater suchten nach einem Weg, dem Bewusstsein unbewusstes Material näher kommen zu lassen. C. G. Jung erkannte, dass der Stoff, wie er sich u.a. in Mythen und Träumen aus-drückt, aus einer präexistenten, körperlosen Quelle speist (das Kollektive Unbewusste). Cornelis Veening erfasste, dass der Atem aus eben die-ser, tief im Unbewussten liegenden, Quelle aufsteigt. Da der Atem in seiner leiblichen Wirkung unmittelbar vom Menschen erfahren werden kann, bot sich Cornelis Veening ein gangbarer Arbeitsweg.
Kurzbiographien

Irmela Halstenbach, geboren 1931 in Bonn, verheiratet, fünf Kinder. Studium der Grundschul-Pädagogik. 1964 bis 1976 im Atem ausgebildet von Cornelis Veening; 1962 bis 1967 Analyse bei Dr. G.R. Heyer, 1972 bis 1986 lehranalytische Weiterbildung bei Aniela Jaffé; 1976 bis 1996 bei Herta Grun im Wald-matter Kreis. 1989 Gründung der Veening®-Lehrwerkstatt in Wuppertal, die 2008 an Anne Müller-Pleuss übergeben wurde. Seither Veröffentli-chungen, Vorträge und offene Lehrkurse zu Hause und an anderen Orten.1


Ilse Middendorf
, geboren 1919 in Franken/Sachsen, ausgebildet in Atem- und Nervenpflege in Baden-Baden, freie Praxis für Nervenmassage und Bewegungslehre in Berlin. 1935 erste Begegnung mit Cornelis Veening und langjährige Arbeit bei ihm. Neben der Arbeit mit Kindern
erforschte und entwickelte sie die Arbeit mit dem „zugelassenen Atem“. 1965 Gründung und Leitung des Ilse-Middendorf-Instituts für den Erfahrbaren Atem, 1971 -1980 Professorin an der Berliner Hochschule für Mu-sik und Bildende Kunst mit Atemunterricht für Schauspieler. Zahlreiche Seminare im In- und Ausland. Mitbegründerin und Ehrenvorsitzende der Berufsvereinigung BEAM e.V. Sie starb 2009 im Alter von 98 Jahren in Berlin.2

Cornelis Veening, geboren am 15. 01. 1895 in Groningen (NL), lebte bis in die fünfziger Jahre in Berlin, anschließend in Scheveningen (NL). Er vermittelte seine Atemlehre und Stimmarbeit an verschiedenen Orten Deutschlands, Griechenlands und der Schweiz. C. Veening gab seine Arbeitsweise und Atemlehre an zahlreiche Schüler und Schülerinnen weiter, unter ihnen Herta Grun, Hans und Irmela Halstenbach, Margarete Mhe, Herta Richter, Bettina von Waldthausen - um nur einige zu nennen. Er starb am 19. Februar 1976 in Sils-Maria.

1 mit freundlicher Erlaubnis von Irmela Halstenbach
2 VEREINIGUNG FÜR ATEMTHERAPIE UND ATEMPSYCHOTHERAPIE NACH C. VEENING© e.V. VAVE (Hg.) (2013): 208f
Literatur/ Link
• HALSTENBACH, Irmela: www.irmela-halstenbach.de
• VEREINIGUNG FÜR ATEMTHERAPIE UND ATEMPSYCHOTHERAPIE NACH C. VEENING© e.V. VAVE (Hg.): Atemweisen. Wurzeln und Gestalt der Atemlehre von Corne-lis Veening. Wiesbaden: Reichert Verlag, 2013.